Betreuung und Ausbildung gut in Einklang bringen.

Es ist wichtig, dass deine Ausbildung nicht darunter leidet, wenn du dich regelmässig um jemanden kümmerst. Hier findest du Anregungen, wie du in der Schule oder Ausbildung mit deiner Betreuungsrolle umgehen kannst.
Umfeld in der Schule/Berufslehre informieren
  • Wenn deine Lehrpersonen und Ausbildungsverantwortlichen von deiner Situation nichts wissen, ist es für sie schwierig zu verstehen, warum du zum Beispiel manchmal zu spät kommst, erschöpft und weniger konzentriert bist oder vergessen hast, deine Aufgaben zu erledigen.
  • Wenn sie über deine Situation als Betreuungsperson Bescheid wissen, können sie nicht nur mehr Verständnis dafür zeigen, sondern dir auch entgegenkommen. Beispielsweise können sie mit dir festlegen, dass du etwas später eintreffen oder mal fehlen darfst, mehr Vorbereitungszeit für Prüfungen oder Hilfe bei deinen Hausaufgaben erhältst.
  • Auch können sie, zusammen mit Schulsozialarbeiter:innen, als Ansprechperson für dich da sein oder jemanden in der Schule/am Arbeitsort finden, an den du dich immer wenden kannst. Sie müssen das, was du ihnen erzählst, vertraulich behandeln.
  • Wenn auch deine Schulklasse oder Arbeitskolleg:innen informiert sind, können sie nachvollziehen, warum in gewissen Fällen (z.B. Notfällen) für dich Ausnahmen gemacht werden. Und sie können dich vielleicht dabei unterstützen, mit schwierigen Situationen umzugehen.
Wie du Lehrpersonen und andere Ausbildungsverantwortliche informieren kannst
  • Ein Young Carer erzählt, wie er sich Unterstützung bei seiner Lehrperson holte:
    "Ich brauchte Hilfe bei meinen Hausaufgaben. Ich habe meiner Lehrerin gesagt, warum. Sie war sehr hilfsbereit und hat mit mir nach Lösungen gesucht, wie ich künftig meine Hausaufgaben besser erledigen konnte."
  • Falls du dich nicht wohl dabei fühlst, mit deiner Lehrperson über deine Rolle als Young Carer zu sprechen, kannst du nur das mitteilen, was du möchtest. Du musst nicht (sofort) alles erzählen. Zum Beispiel kannst du sagen:
    "Ich konnte die Aufgabe nicht abgeben, weil meine Mutter im Krankenhaus ist." 
  • Hab keine Angst davor, für dich selbst einzustehen. Dazu erzählt ein Young Carer:
    "Eine meiner Lehrerinnen hat mir nicht geglaubt. Ich bin bei einem Test durchgefallen, und sie hat mir nicht geglaubt, warum. Es hat gedauert, aber jetzt glaubt sie mir. Sie hilft mir sogar, es anderen Lehrpersonen zu erklären."
  • Denk daran, dass nicht alle das Thema Betreuung von Angehörigen kennen. Bei einem Young Carer war es so:
    "Mein Lehrer dachte, ich erfinde Geschichten. Denn er wusste nichts davon, dass auch junge Menschen Betreuungsaufgaben übernehmen. Meine Mutter kam deshalb mit in die Schule und sprach mit ihm über meine Betreuungsrolle zuhause. Seitdem glaubt er mir."
  • Wenn du das Gefühl hast, nicht gehört zu werden, wende dich an jemanden, dem du vertraust. Zum Beispiel eine Lehrperson, die du am meisten magst, oder eine Person aus der Schulsozialarbeit. Sie kann mit anderen sprechen und ihnen erklären, was du brauchst.
Unterstützung für Schule und Ausbildung
Für Unterstützung betreffend der Schule kannst du dich an folgende Personen/Stellen wenden:

  • deine Lehrpersonen
  • Schulsozialarbeit an deiner Schule
  • Schulpsychologischer Dienst in deiner Region
  • Aufgabenhilfe/Nachhilfe
  • Angebotssuche: Wähle unter Art des AngebotsBeratung oder →Kurse, und unter Thema/BedürfnisKompetenzen verbessern.

Für Unterstützung betreffend der Ausbildung kannst du dich an folgende Personen/Stellen wenden:

Ausbildungsinstitutionen mit Unterricht zu Young Carers (für Angehörige der Institution)
--> Berner Bildungszentrum Pflege
Modul "Soziales Umfeld"
Beschreibung: Im Unterricht "Veränderte Familienprozesse" des Diplomstudiengangs Pflege Höhere Fachschule erhalten die Studierenden im 2. Bildungsjahr eine vertiefte Einführung zum Thema "Young Carers". Innerhalb der Unterrichtseinheit erarbeiten die Studierenden verschiedene Aspekte zu YC und YAC (Young Adult Carers) anhand von einem Film und Internetrecherche mit Austausch im Plenum. Die Zielgruppe ist klar vorgegeben, die Durchführung findet zweimal jährlich im Rahmen des Studiums statt. Die Durchführung ist in deutscher Sprache, es entstehen für die Studierenden keine Kosten. Der Grossteil der Studierenden ist zum Zeitpunkt der Durchführung zwischen 20 und 25 Jahre alt.
Kontaktperson: Verena Hinterberger; verena.hinterberger@bzpflege.ch
→ Zur Webseite
--> Berufsbildungszentrum Olten

Modul "Pflegende Angehörige unterstützen"
Beschreibung: Im Modul „Pflegende Angehörige unterstützen“ des Diplomstudiengangs der höheren Fachschule Pflege in Olten, erhalten die Studierenden im 3. Bildungsjahr eine vertiefte Einführung zum Thema pflegende Angehörige "Young Carers" sowie einen Überblick zum aktuellen Stand der Forschung. Innerhalb der Unterrichtseinheiten werden die Studierenden mit ihren eigenen Erfahrungen miteinbezogen und die persönliche Betroffenheit innerhalb des Themas wird behutsam verarbeitet. Die Durchführung des Moduls findet in jedem Studiengang einmal jährlich statt. Die Durchführung ist in deutscher Sprache. Die Studierenden sind zu diesem Zeitpunkt zwischen 20 und 25 Jahre alt. 
Studierende HF stehen dafür ein, dass Angehörige bei der Bewältigung von Veränderungen des Gesundheitszustandes von Patient:innen unterstütz werden. Sie nutzen die Angehörigen als Ressourcen, um Informationen einzuholen und um die Reintegration in den Lebensalltag zu ermöglichen. Sie sind verantwortlich, dass soziale Fragestellungen erkannt und notwendige Massnahmen ergriffen werden. 
Kontakt: hfpflege.olten@dbk.so.ch
Zur Webseite

--> Careum Hochschule Gesundheit
Einzelmodul "Family Care"
Beschreibung: Im Modul wird die Zusammenarbeit mit Fachpersonen aus den Bereichen Gesundheit und Sozialem sowie mit betreuenden und pflegenden Angehörigen über die ganze Lebensspanne beleuchtet - somit auch mit jungen oder minderjährigen Angehörigen (Young Carers). Die Studierenden erlangen fundierte Kompetenzen in der familienorientierten Beratung und Kommunikation. Sie schärfen ihren Blick auf das moderne familiale System mit der Planung und Koordination nachhaltiger Versorgungsarrangements für Familien in komplexen Situationen. Dauer: 2 bis 3 Monate; Kosten: 2'400 CHF als Modul im Studiengang, 2'700 CHF als Einzelmodul.
Kontaktperson: Sonja Höhn; sonja.hoehn@careum-hochschule.ch
→ Zum Modul
--> Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen
Unterrichtseinheit "Young Carers"
Beschreibung: Im Unterricht "Beziehungsprozess" des Diplomstudiengangs Pflege Höhere Fachschule erhalten die Studierenden im 3. Bildungsjahr eine vertiefte Einführung zum Thema "Young Carers" sowie einen Überblick zum aktuellen Stand der Forschung. Innerhalb der Unterrichtseinheiten werden die Studierenden zu ihren eigenen Erfahrungen befragt und anonym werden Daten zu ihrer persönlichen Betroffenheit innerhalb des Themas erhoben. Die Zielgruppe ist klar vorgegeben, die Durchführung findet zweimal jährlich im Rahmen des Studiums statt. Die Durchführung ist in deutscher Sprache, es entstehen für die Studierenden keine Kosten. Der Grossteil der Studierenden ist zum Zeitpunkt der Durchführung zwischen 20 und 25 Jahre alt.
Kontaktperson: Marcel Weber; marcel.weber@zag.zh.ch
Ausbildungsinstitutionen mit Beratung für Young Carers (für Angehörige der Institution)
--> XUND Bildungszentrum Gesundheit Zentralschweiz
Beratung für Young Adult Carers
Beschreibung: Angebot für Studierende des Bildungszentrums XUND. Junge Erwachsene mit Betreuungsaufgaben (Young Adult Carers), die nebst ihrer Fürsorgeverantwortung in einer Ausbildung sind, sind häufig stark belastet. Oft ist es schwierig, die Betreuungsrolle zu Hause und die Ausbildung unter einen Hut zu bringen und oft sind sich Young Adult Carers dessen gar nicht bewusst. Daher unterstützt XUND als eine der ersten Bildungsinstitutionen in der Schweiz Young Adult Carers in dieser herausfordernden Doppelbelastung. Die Beratung ist kostenlos und vertraulich und kann während der offiziellen Unterrichtszeit online oder vor Ort durchgeführt werden. Hier erhalten die Betroffenen professionelle Unterstützung und Beratung sowie weiterführende Informationen.
Kontaktperson: Christiane Rautenberg; christiane.rautenberg@xund.ch
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