Wenn eine Person von ihrer Krankheit nicht geheilt werden kann, benötigt sie "Palliative Care".

Betreust du jemanden mit einer unheilbaren Krankheit? Unten sind Beispiele von 12 verschiedenen Situationen aufgelistet. Vielleicht befindest du dich in einer dieser "palliativen" Situationen. Für jede Situation findest du Empfehlungen, wie du dich entlasten kannst, und Anlaufstellen, die dich unterstützen können.
Hast du ein schwerkrankes Geschwister? Hier gibt es Hilfe für dich und deine Familie.

Erklärvideo zu "Palliative Care"
1: Meine Mutter ist schwer erkrankt und kann nicht geheilt werden. Ich habe Angst, was mit meiner Familie passieren wird und ich weiss nicht, wie ich reagieren soll.

Wenn jemand in der Familie schwer erkrankt ist, kann die Situation für die ganze Familie sehr belastend sein. Zusätzlich kommt die Unsicherheit dazu, was passieren wird, wenn der Gesundheitszustand der Person sich verschlechtert oder die Person stirbt. Es gibt für diese schwierige Situation Unterstützungsmöglichkeiten für deine Familie und auch für dich als Young Carer.

Vielleicht brauchst du Unterstützung für dich selbst und wünschst dir, mit anderen Personen zu reden, die eine ähnliche Situation erlebt haben. Reden kann dir helfen, mit der Situation und deinen Gefühlen umzugehen.

  • Die Schule informieren: Mit Schulsozialarbeitenden und / oder Lehrpersonen sprechen, damit die Schule entlastende Massnahmen einleiten kann. So können Lehrpersonen verständnisvoller werden und dir helfen, die Schulaufgaben mit der Betreuung besser zu vereinbaren. Wenn auch die Schulkolleg:innen informiert werden, können sie nachvollziehen, warum für dich Ausnahmen gemacht werden (zum Beispiel, wenn du an einigen Tagen in der Schule fehlst), und dich vielleicht unterstützen.
  • Andere Young Carers treffen: Die Get-togethers sind Austauschtreffen für Young Carers, die regelmässig vor Ort oder online stattfinden.
  • Unterstützung bei spezifischen Krankheiten: Hier findest du die Gesundheitsligen, die sich um spezifische Krankheiten kümmern. Die Krebsliga bietet beispielweise Beratungen und Unterstützung für Angehörige von Krebspatient:innen. Auch kannst du per Chat Fragen rund um das Thema Krebs stellen.

Wenn du gerne Unterstützung zusammen mit deiner Familie bekommen möchtest, eignet sich eine Familientherapie. Mehr Informationen zu Familientherapien kann das Spital (einige Spitäler haben eine Fachstelle für Angehörige), die Palliativorganisation, die deine Familie betreut, oder eine Gesundheitsliga (zum Beispiel Lungenliga, Krebsliga, Diabetes Schweiz, Parkinson Schweiz) geben.

Wichtig ist: Du und deine Familie seid nicht allein. Es gibt viele Organisationen und Fachpersonen, die euch unterstützen können. Über Angebotssuche findest du Unterstützungsangebote in deiner Nähe.

2: Ich betreue jemanden, der bald sterben könnte. Ich brauche mehr Informationen zu Krankheit und Versorgung. Auch praktische Informationen, z.B. zur IV.

Für Informationen zur Krankheit deiner nahestehenden Person oder zu den Therapien, wende dich an folgende Informationsquellen:

  • Ärzt:innen und Gesundheitsfachpersonen (im Spital, Spitex) fragen, welche sich um die Versorgung der kranken Person kümmern. Sie kennen sich mit der gesundheitlichen Situation der betroffenen Person sehr gut aus und können hilfreiche Informationen geben.
  • Gesundheitsligen (zum Beispiel Lungenliga, Krebsliga) sowie Palliativorganisationen haben Informationen zu den Krankheiten, zu finden auf ihrer Website. Zudem bieten sie Beratungen per Telefon oder online an.
  • Informationen zu Krankheiten, mit Links zu weiteren zuverlässigen Quellen. In den Videos werden die Krankheiten einfach und übersichtlich erklärt.

Für praktische Informationen:

  • Bei Fragen zur Betreuung (zum Beispiel, wie du Unterstützung von der Spitex bekommst) kann dein:e Hausärzt:in helfen.
  • Wenn du unsicher bist, ob gewisse Kosten von der Krankenkasse übernommen werden, kannst du dich direkt an die Beratung der Krankenkasse wenden. Krankenkassen verfügen häufig über Care Teams, die persönliche Unterstützung bieten können. Eine weitere Informationsquelle ist der Krankenkassenverband. Dort findest du einheitliche Informationen, welche für alle Versicherungen gültig sind. Beispielweise findest du auf Santésuisse Informationen zur Grundversicherung, die Spitäler in deiner Nähe, und einen Preisvergleich für Medikamente.
  • Bei finanziellen Fragen kannst du deine Gemeinde kontaktieren. Dort erhältst du Informationen zu finanzieller Hilfe und Ersatzleistungen, sowie zu Stiftungen, welche dich unterstützen können. Bei Fragen und für Informationen zur IV stehen die kantonalen IV-Stellen zur Verfügung. Hier findest du Kontaktinformationen (Telefonnummer und E-Mail) der IV-Stelle in deinem Kanton. Hinweis: Die Prozesse, bis die IV Hilfe anbietet, können lange dauern. Ebenfalls auf der AHV-Website findest du links in der Auswahl die kantonalen Ausgleichskassen.
3: Mein Bruder ist schwer erkrankt und ich fühle mich für einen Notfall unvorbereitet. Was kann ich tun, um im Notfall richtig zu handeln?

Bei lebensgefährdenden Notfällen muss es schnell gehen, da jede Minute zählt. Rufe die richtige Nummer an:

  • 117: Polizei
    Anrufen bei Verbrechen, Diebstahl, Gewalt, Gefährdung
  • 118: Feuerwehr
    Anrufen bei Feuer, Brände, Rauch
  • 144: Krankenwagen
    Anrufen bei Lebensgefahr (schwere Verletzung, Atemprobleme, Person ohnmächtig)
  • 145: Vergiftungen
    Anrufen bei Vergiftungen (durch Medikamente, Putzmittel, Kontakt mit giftigen Pflanzen/Tieren)
  • 1414: Rega
    Anrufen bei Unfall in den Bergen, Unfall an schwer erreichbaren Orten
  • 112: Internationaler Notruf
    Anrufen, wenn dunicht sicher bist, welche Nummer von oben

Bereite dich auf Notfälle vor:

  • Erstelle gemeinsam mit der Familie und mit Fachpersonen (beispielweise Pflegefachperson oder Hausärzt:in) einen Notfallplan. Darin stehen wichtige Telefonnummern und Informationen beispielweise zu Medikamenten.
    Eine gute Vorbereitung mit einem Notfallplan kann dir, deiner Familie und der betreuten Person ein Gefühl von Sicherheit geben. Ein vollständiger Notfallplan ist eine wertvolle Orientierung in einer Notlage für alle, die in die Notfallsituation miteinbezogen werden. Der Notfallplan funktioniert am besten, wenn alle wichtigen Personen in deinem Umfeld darüber informiert sind.
  • Neben dem Notfallplan ist es eine gute Idee, eine Notfallbox mit Fachpersonen und deiner Familie vorzubereiten. Notfallboxen beinhalten alle wichtigen Medikamente, welche die betreute Person in einer Notfallsituation benötigen kann.
  • In Erste-Hilfe-Kursen (beispielweise hier) lernst du, was in einem Notfall zu tun ist, um jemanden zu retten oder die Person vor (mehr) Schaden zu bewahren.
4: Ich brauche Unterstützung und Entlastung für mich und meine Familie. Was kann ich tun, wenn die erkrankte Person keine externe Hilfe möchte?

Suche, wenn möglich, das Gespräch mit Verwandten und/oder Familienfreund:innen, damit sie deine Situation kennen und dadurch Hilfe und Unterstützung anbieten können. Es kann sein, dass es ihnen nicht richtig bewusst ist, wie viel Verantwortung du übernimmst. 

Für externe Unterstützung gibt es verschiedene Angebotsformen, die dich und deine Familie unterstützen können:

  • Neben Entlastungsangeboten (siehe unten) bestehen unter anderem Freizeitangebote, finanzielle Unterstützung, Lernkurse oder Beratungen. Um dir eine Übersicht über Angebote zu verschaffen, kannst du über Angebotssuche in der Kartenansicht die Angebote in deiner Nähe sehen. In der Listenansicht kannst du mit Filtern nach Angeboten suchen, welche deinen Bedürfnissen und deren deiner Familie entsprechen.
  • Eine andere Option ist 147.ch (Pro Juventute). Dort kannst du mit Berater:innen und jungen Menschen chatten oder dich per E-Mail, Telefon oder SMS beraten lassen. Es ist alles gratis. 

Du und deine Familie übernehmt vielleicht viele Tätigkeiten rund um die Betreuung der kranken Person: Einkaufen, Kochen, Putzen, Begleitung zum Arzt oder Gesellschaft leisten. Solche Aufgaben können sehr anstrengend sein. Entlastungsdienst Schweiz bietet Unterstützung und Entlastung für betreuende Angehörige. Sie übernehmen vielfältige Tätigkeiten, zum Beispiel die Begleitung in die Therapie, Gespräche führen, Unterstützung im Haushalt, Spaziergänge und vieles mehr. Der Entlastungsdienst übernimmt hingegen keine pflegerischen Arbeiten. Ihre Leistungen sind kostenpflichtig, aber dank Spenden so tief wie möglich gehalten. Wenn die Kosten trotzdem zu hoch ausfallen würden, könnt ihr euch vom Entlastungsdienst auch bei der Beantragung finanzieller Unterstützung helfen lassen.

Wenn die betreute Person keine externe Unterstützung möchte:

Das kann unterschiedliche Gründe haben. Es ist wichtig, mit der unterstützungsbedürftigen Person offen und transparent zu reden, um zu verstehen, warum sie nicht einverstanden ist, und um ihr zu erklären, warum Entlastung notwendig ist.
Falls die betreute Person immer noch keine externe Unterstützung möchte, kann die Heranziehung von ihren Ärzt:innen, anderen Gesundheitsfachpersonen oder weiteren Familienmitgliedern dabei helfen, die Sorgen der betreuten Person zu adressieren. Dadurch kannst du ein wenig Zeit und Raum für dich gewinnen.

5: Ich stehe sehr unter Druck. Die Anforderungen kommen von allen Seiten, mein Vater ist schwer erkrankt und liegt im Spital. Meine Familie weiss nicht weiter.

Es ist normal, dass solche schwierigen Situationen zu Überforderungen führen. Es ist aber wichtig, mit deiner Familie darüber zu sprechen, damit ihr gemeinsam eine Lösung finden könnt. Wenn die Aufgaben auf mehrere Familienmitglieder aufgeteilt werden, ist die Belastung für eine einzelne Person geringer. Es ist auch wichtig, dass du Aufgaben abgeben kannst, wenn du diesen mal nicht nachkommst. 

Du und deine Familie seid nicht allein:

  • Wendet euch bei Fragen zur Krankheit deines Vaters, zum Behandlungsprozess, zu den Medikamenten, oder zur Unterstützung für euch an das Personal im Spital. Einige Spitäler verfügen über eine Beratung, Fachstelle für Angehörige oder Seelsorge. Diese bietet Angehörigen und Patient:innen ein offenes Ohr und Begleitung.
  • Eine Option für Unterstützung für die ganze Familie ist eine Familientherapie. Mehr Informationen dazu kann das Spital, die Palliativorganisation, die deine Familie betreut, oder eine Gesundheitsliga (beispielweise Lungenliga, Krebsliga) geben.
  • Für einen Austausch mit Menschen, welche eine schwere Krankheit in der Familie erlebt haben, eignen sich Selbsthilfe-Gruppen.

Vielleicht brauchst du mehr Unterstützung für dich selbst:

  • Die Schule informieren: Mit Schulsozialarbeitenden und/oder Lehrpersonen sprechen, damit die Schule entlastende Massnahmen einleiten kann. So können Lehrpersonen verständnisvoller werden und dir helfen, die Schulaufgaben mit der Betreuung besser zu vereinbaren. Wenn auch die Schulkolleg:innen informiert werden, können sie nachvollziehen, warum für dich Ausnahmen gemacht werden (zum Beispiel, wenn du an einigen Tagen in der Schule fehlst), und dich vielleicht unterstützen.
  • Andere Young Carers treffen: Die Get-togethers sind Austauschtreffen für Young Carers, die regelmässig vor Ort oder online stattfinden. Ein Austausch mit und das Verständnis von Menschen, die eine ähnliche Erfahrung wie du gemacht haben, können sehr hilfreich sein. Vielleicht erfährst du auf diese Weise auch neue Entlastungsideen.
  • Gespräche mit Psycholog:innen können deine psychische Gesundheit stärken. Hier findest du psychologische Angebote aus allen Kantonen.
  • Sport und Hobbies können eine gute Ablenkung sein und dir helfen Stress abzubauen. Sportliche Aktivitäten stärken dich körperlich. Die Pfadi beispielweise vereint Vieles: Bewegung, Natur, Gruppenaktivitäten, Lernen, Spass, Freundschaften.
6: Aktuell finde ich kaum Zeit für Hausaufgaben, Erholung oder zum Spielen. Wie gewinne ich Abstand zum Betreuungsstress und mehr Zeit für mich?
  • Suche, wenn möglich, das Gespräch mit Verwandten und/oder Familienfreund:innen, damit sie deine Situation kennen und dadurch Hilfe und Unterstützung anbieten können. Es kann sein, dass es ihnen nicht richtig bewusst ist, wie viel Verantwortung du übernimmst. Wenn die Aufgaben auf mehrere Personen aufgeteilt werden, ist die Belastung für eine einzelne Person geringer und du erhältst mehr Zeit und Raum für dich. Es ist auch wichtig, dass du Aufgaben abgeben kannst, wenn du diesen nicht nachkommst. Die Aufgabenverteilung kann auch von externen Personen koordiniert werden, beispielweise vom Spitex-Dienst. Aber wichtig: Die Situation ist bereits eine grosse Herausforderung und ihr müsst euch nicht verpflichtet fühlen, alles «perfekt» zu machen. 
  • Externe Organisationen helfen bei Haushalt oder Pflege. Entlastungsdienst Schweiz bietet Unterstützung und Entlastung für betreuende Angehörige und ist in den Kantonen Aargau, Bern, Solothurn, Zürich und in der Stadt St. Gallen tätig. Sie übernehmen vielfältige Tätigkeiten, beispielweise die Begleitung in die Therapie, Gespräche führen, Unterstützung im Haushalt, Spaziergänge und vieles mehr. Der Entlastungsdienst übernimmt hingegen keine pflegerischen Arbeiten. Ihre Leistungen sind kostenpflichtig, aber dank Spenden so tief wie möglich gehalten. Wenn die Kosten trotzdem zu hoch ausfallen würden, könnt ihr euch vom Entlastungsdienst auch bei der Beantragung finanzieller Unterstützung helfen lassen. Für pflegerische Aufgaben kann der Spitex-Dienst einspringen. Mehr Informationen zum Spitex-Dienst gibt dir dein:e Hausärzt:in.
  • Informiere die Schule: Mit Schulsozialarbeitenden und/oder Lehrpersonen sprechen, damit die Schule entlastende Massnahmen einleiten kann. So können Lehrpersonen verständnisvoller werden und dir helfen, die Schulaufgaben mit der Betreuung besser zu vereinbaren. Wenn auch die Schulkolleg:innen informiert werden, können sie nachvollziehen, warum für dich Ausnahmen gemacht werden (zum Beispiel, wenn du an einigen Tagen in der Schule fehlst), und dich vielleicht unterstützen.
7: Mit wem und wo kann ich über meine Sorgen und Probleme sprechen? Daheim bin ich mitten im Geschehen und ich möchte nicht, dass jemand in der Familie zuhört.
  • Es kann sein, dass die Situation bei dir Zuhause deinen Freund:innen nicht richtig bewusst ist. Wenn du es noch nicht gemacht hast, versuche mit jemandem aus deinem nahen Umfeld zu sprechen, dem du vertraust. Diese Person kann beispielweise dein:e Trainer:in, ein:e Pfadfinder:in oder deine Musiklehrperson sein. Gespräche über deine Gefühle und Sorgen können dich stark entlasten. 
  • Andere Young Carers treffen: Die Get-togethers sind Austauschtreffen für Young Carers, die regelmässig vor Ort oder online stattfinden. Ein Austausch mit und das Verständnis von Menschen, die eine ähnliche Erfahrung wie du gemacht haben, können sehr hilfreich sein. Vielleicht erfährst du auf diese Weise auch neue Entlastungsideen.
  • Du kannst dich jederzeit dem Dienst der Schulsozialarbeit an deiner Schule und/oder einer Lehrperson anvertrauen. So kann die Schule verständnisvoller werden und dir helfen, die Schulaufgaben mit der Betreuung besser zu vereinbaren. Ausserdem kann sie dir weitere Anlaufstellen aufzeigen.
  • Eine andere Option ist 147.ch (Pro Juventute). Dort kannst du mit Berater:innen und jungen Menschen chatten oder dich per E-Mail, Telefon oder SMS beraten lassen. Es ist alles gratis. Im Chat mit Gleichaltrigen lernst du vielleicht jemanden kennen, der ähnliche Situationen wie du erlebt oder erlebt hat.
    Wenn du dir Sorgen um eine krebskranke Person machst, kannst du Cancerline benutzen: Ein Chat für Kinder und Jugendliche der Krebsliga, bei dem du Fragen zum Thema Krebs stellen kannst.
8: Ich möchte gerne mit meiner Familie über die Krankheit und das Sterben reden, dies fällt ihnen aber schwer.
  • Andere Young Carers treffen: Die Get-togethers sind Austauschtreffen für Young Carers, die regelmässig vor Ort oder online stattfinden. Ein Austausch mit und das Verständnis von Menschen, die eine ähnliche Erfahrung wie du gemacht haben, können sehr hilfreich sein. Vielleicht erfährst du auf diese Weise auch neue Entlastungsideen.
  • Falls du lieber mit Menschen (auch Erwachsenen) reden möchtest, die schwerkranke Angehörige betreuen oder betreut haben, oder Erfahrungen mit dem Sterbeprozess gemacht haben, kann eine Selbsthilfe- oder Trauergruppe hilfreich sein. Als Alternative eignet sich eine Trauerbegleitung. Über Trauerportal und Familientrauerbegleitung siehst du, welche Beratungsstellen es in deiner Nähe gibt.
  • Gespräche mit Psycholog:innen können deine psychische Gesundheit stärken. Auf SKJP und FSP findest du psychologische Angebote. Ausserdem kannst du deinen Hausarzt oder deine Hausärztin fragen.
  • Bevorzugst du für Gespräche lieber jemanden aus deinem Umfeld, kannst du dich an den Dienst der Schulsozialarbeit an deiner Schule oder an eine Lehrperson wenden, die du magst. Diese Personen können dich emotional unterstützen, verfügen jedoch wahrscheinlich über kein Krankheitsfachwissen.
  • Für zuverlässige Informationen über die Krankheit einer nahestehenden Person solltest du dich an Gesundheitsfachpersonen (beispielweise Hausärzt:in oder Pflegefachpersonen von der Spitex) oder an Gesundheitsligen (zum Beispiel Krebsliga oder Lungenliga) in deiner Region wenden. Neben Informationen zu Krankheiten auf ihren Webseiten bieten sie Beratungen für Patient:innen und Angehörige an. Erste Anhaltspunkte findest du hier. Darüber gelangst du zu weiteren Informationen und Angeboten.
  • Statt reden möchtest du vielleicht lieber etwas Kreatives tun, das dir für den Umgang mit Abschied und Trauer hilft. Es gibt Mal- und Kunsttherapien für Kinder oder Jugendliche. Frage deinen Hausarzt oder deine Hausärztin für mehr Informationen.
9: Ich habe niemanden über meine Situation zu Hause informiert, weil ich befürchte, von meiner Familie weggenommen zu werden. Ist das möglich? Was sind meine Rechte?

In der Schweiz gibt es (noch) keine spezifischen Gesetze zum Schutz und zur Unterstützung von Young Carers. Jedoch bestehen einige Gesetze, welche alle Kinder und Jugendlichen schützen.

  • Die Schweizer Bundesverfassung schützt die Rechte von Kindern und Jugendlichen.
  • Bund und Kantone setzen sich beispielweise dafür ein, dass Familien als Gemeinschaften von Erwachsenen und Kindern geschützt und gefördert werden. Die Behörden sind verpflichtet, dich und deine Familie zu unterstützen. Sie werden dich nicht von deiner Familie wegnehmen, nur weil du jemanden in deiner Familie betreust.
  • Der Staat ist zudem verpflichtet, dir zu helfen, wenn deine Familie finanzielle Schwierigkeiten hat.
  • Die UN-Konvention über die Rechte des Kindes sagt unter anderem aus, dass dein Wohl im Vordergrund stehen soll. Mehr Informationen zur UN-Konvention über die Rechte des Kindes findest du auf Kinderschutz Schweiz.

Obwohl es keine Gesetzgebungen gibt, welche verbieten, dass Kinder und Jugendliche eine kranke Person betreuen, besagt die Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft, dass Kinder und Jugendliche das Recht auf Schutz ihrer Integrität und auf Förderung ihrer Entwicklung haben. Das Schweizerische Zivilbuch besagt ausserdem, dass das Wohl des Kindes im Vordergrund steht. 

In dem Fall, dass eine Meldung durch Gesundheitsfachpersonen, Lehrpersonen, Verwandte oder Freund:innen bei beispielsweise der Kindesschutzbehörde oder Polizei eingeht, werden Abklärungen vorgenommen. Es wird beispielweise abgeklärt, inwiefern du in einer Betreuungsrolle involviert bist. Es wird aber alles getan, damit die beste Lösung für dich und deine Familie getroffen wird.

10: Ich habe eine Person aufgrund Krankheit verloren. Die ganze Familie ist überfordert. Ich brauche Hilfe und Informationen zum Umgang mit dem Tod.
  • In der Schweiz gibt es einige Organisationen, welche die Angehörigen im Trauerprozess begleiten. Das Netzwerk Familien Trauerbegleitung ist auf die Trauerarbeit mit Kindern und Jugendlichen spezialisiert und bietet Beratung, Begleitung und Stärkung. Auf ihrer Website kannst du Informationen rund um das Thema Trauer finden, sowie Trauergruppen oder Trauerbegleitung in deiner Nähe. Trauerbegleitung findest du auch auf Trauerportal. Du kannst die Fachpersonen im Spital oder deinen Hausarzt bzw. deine Hausärztin nach weiteren Möglichkeiten in deiner Region fragen. Weiter verfügen Spitäler über eine Seelsorge. Angehörige und Patient:innen können sich dort melden, um ein offenes Ohr und Begleitung zu erhalten.
  • Es ist wichtig, dass du Hilfe und Unterstützung für dich selbst hast, damit du deine eigenen Bewältigungswege findest. Dabei können Kinder- oder Jugendpsycholog:innen durch Einzeltherapien dir helfen, dich auf dein Innenleben und deine Gesundheit zu konzentrieren. Auf SKJP und FSP findest du psychologische Angebote. Ausserdem kannst du deinen Hausarzt oder deine Hausärztin fragen. Wenn du einen Bewältigungsweg gefunden hast, der für dich passt, kann der nächste Schritt eine Therapie für die ganze Familie sein.
  • Für Unterstützung zusammen mit deiner Familie eignet sich eine Familientherapie. Mehr Informationen dazu kann das Spital (einige Spitäler haben eine Fachstelle für Angehörige), die Palliativorganisation, die deine Familie betreut, oder eine Gesundheitsliga (zum Beispiel Lungenliga, Krebsliga) geben.
11: Meine Schule weiss nicht, dass ich eine Person betreue, die im Sterben liegt. Ich möchte die letzten Momente mit ihr verbringen. Jedoch habe ich bald Prüfungen.
  • Es ist wichtig, dass du deine Schule informierst, indem du das Gespräch mit jemandem aus der Schulsozialarbeit und/oder einer Vertrauenslehrperson suchst. Sie können mit dir eine Lösung suchen, wie du deine schulischen Aufgaben mit dieser schwierigen Situation vereinbaren kannst. Ausserdem können sie deine Situation weiteren Lehrpersonen erklären, damit sie verstehen können, warum du zu wenig Zeit für Hausaufgaben oder das Lernen hast, oder warum du zwischendurch fehlen musst.
  • Zudem wäre es hilfreich, mit deinen Schulkolleg:innen zu reden. So können sie verstehen, warum für dich Ausnahmen bestehen (zum Beispiel, wenn du an einigen Tagen in der Schule fehlst). Ausserdem können sie dir mit den Hausaufgaben und mit dem Lernen helfen, beispielweise dir ihre Notizen weiterleiten, wenn du nicht anwesend sein kannst. Je nachdem, wie die Beziehung mit deinen Schulkolleg:innen ist, kann es manchmal nicht einfach sein, mit ihnen über deine Situation zu sprechen. Es ist aber wichtig, mit ihnen transparent zu sein. Du kannst zum Beispiel anfangen, mit den Personen in deiner Klasse zu reden, welchen du am meisten vertraust.
12: Ich befürchte, dass meine Schwester bald sterben wird, und meine Eltern keine Energie mehr für mich haben. Ich werde aber viel Unterstützung benötigen.

Es gibt für diese schwierige Situation Unterstützungsmöglichkeiten für deine Familie und auch für dich als Young Carer.

Als Erstes solltest du Unterstützung für dich selbst holen:

  • Es kann dir helfen, mit jemandem in deinem Bekanntenkreis über deine Gefühle zu reden: Freund:innen, Schulkolleg:innen, Götti, Paten, jemand in der Familie oder eine weitere Vertrauensperson. Falls du dich lieber an eine professionelle Person wenden möchtest, kannst du über SKJP oder FSP Kinder- oder Jugendpsycholog:innen kontaktieren. Ausserdem kannst du deinen Hausarzt oder deine Hausärztin fragen.
    Fällt es dir schwer über die Situation zu sprechen? Möchtest du lieber andere Wege finden, um den Stress abzubauen? Sport oder Pfadi eignen sich gut, wenn du Gesellschaft und Ablenkung möchtest. Die Pfadi vereint Vieles: Bewegung, Natur, Gruppenaktivitäten, Lernen, Freundschaften. Für den Stressabbau ist es bereits hilfreich, ein bis zwei Stunden aus der Situation raus zu kommen (zum Beispiel einem Hobby nachzugehen).
  • Falls du lieber mit Menschen (auch Erwachsenen) reden möchtest, die schwerkranke Angehörige betreuen oder Erfahrungen mit dem Sterbeprozess gemacht haben, kann eine Selbsthilfe- oder Trauergruppe hilfreich sein. Als Alternative eignet sich eine Trauerbegleitung. Über Trauerportal und Familientrauerbegleitung siehst du, welche Beratungsstellen es in deiner Nähe gibt.
  • Wenn du dich mit jungen Menschen, die in einer ähnlichen Situation wie du sind, austauschen möchtest, gibt es die Get-togethers. Das sind Austauschtreffen für Young Carers, die regelmässig vor Ort oder online stattfinden. Solche Kontakte zeigen, dass du mit deiner Situation nicht allein bist. Zudem lernst du auf diese Weise neue Entlastungsideen.

Wenn die ganze Familie bereit für eine Unterstützung ist:

  • Hierfür eignet sich eine Familientherapie. Mehr Informationen zu Familientherapien kann das Spital (einige Spitäler haben eine Fachstelle für Angehörige), die Palliativorganisation, die deine Familie betreut, oder eine Gesundheitsliga (zum Beispiel Lungenliga, Krebsliga) geben.
  • Einige Spitäler verfügen über eine Seelsorge. Dort erhalten Angehörige und Patient:innen ein offenes Ohr und Begleitung. Seelsorge gehört auch zu den Kernaufgaben der Kirche. Die Kirche bietet unterschiedliche Angebote (beispielweise Trauergruppen) oder Beratung, um Angehörige in schwierigen Situationen zu unterstützen.
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Der Webseitenbereich "Palliative Care" entstand als ein Ergebnis unseres Projekts "Young Carers: Familiale Pflege in palliativen Situationen". Das Projekt wird finanziert von der Gloria Grathwohl Palliativ-Stiftung.