Jede Fachperson kann irgendwie helfen. Jede Hilfestellung ist wertvoll.

Young Carers unterstützen...
Im Allgemeinen
  • Eine vertrauensvolle Beziehung ist die Grundlage für jede weitere Aktion. Begegnen Sie Young Carers mit positiver Aufmerksamkeit und Verständnis.
  • Zustand und Bedürfnisse von Young Carers können sich schnell verändern. Fragen Sie daher immer wieder nach. Nehmen Sie sich Zeit für individuelle Gespräche, diese bieten einen sicheren Rahmen und Raum, sich zu öffnen.
  • Gehen Sie sensibel auf die Jugendlichen zu und ermutigen Sie sie, über belastende Situationen oder Probleme zu sprechen. Vermeiden Sie es jedoch, sie zu drängen oder auszufragen.
  • Führen Sie Gespräche (z.B. zur Situation der betreuten Person) auf Augenhöhe und in altersgerechter Art und Weise. Dies fördert die Sicherheit und das Gefühl, verstanden zu werden und wirkt distanzverringernd.
  • Young Carers sind Expert:innen ihrer Situation. Richten Sie den Fokus stärker auf ihre Perspektive und Erfahrung und weniger auf die der Angehörigen. Es ist eines ihrer wichtigsten Bedürfnisse, nach ihrer Meinung gefragt zu werden.
  • Fassen Sie die Rolle von Young Carers als etwas Positives auf und äussern Sie sich wertschätzend darüber.
  • Jede Hilfe ist wertvoll. Weisen Sie deshalb auf zur Verfügung stehende Ressourcen, weitere Ansprechpartner und bestehende Hilfsangebote hin. Damit ist ein erster wichtiger Schritt getan. Beachten Sie: Für viele Young Carers ist die Annahme von Hilfe schwierig oder zunächst nicht erwünscht.
  • Beim Erwerb neuer Kenntnisse und Kompetenzen (z.B. in Bezug auf die Krankheit der betreuten Person) benötigen Young Carers Hilfe von aussen. Hier sind Gesundheitsfachpersonen und ihre Expertise besonders angesprochen: Sie können Informationen weitergeben und so Ängste und Unsicherheiten in Bezug auf die Situation der betreuten Person abbauen helfen.
  • Eine Balance zwischen Schule, Ausbildung und Betreuungsaufgaben ist für Young Carers oft schwierig. Verständnis seitens Schule und Ausbildungsort sowie Hilfestellungen zur Vereinbarkeit dieser Bereiche ist sehr förderlich.
  • Damit Young Carers mit ihrer grossen Verantwortung und den daraus entstehenden Emotionen umgehen können, sind sie auf eigene Strategien angewiesen. Helfen Sie ihnen, diese zu entwickeln. 
  • Young Carers übernehmen mehr Verantwortung als andere Gleichaltrige, jedoch empfinden nicht alle ihre Rolle als Bürde. Äussern Sie deshalb keine Vermutungen in dieser Richtung, sondern fragen Sie zuerst nach.
  • Um sich in Notfällen orientieren und richtig handeln zu können, ist ein Notfallplan von zentraler Bedeutung. Unterstützen Sie Young Carers beim Ausfüllen eines Notfallplans, so können Sie sich evtl. auch gerade als Hilfsperson anbieten bzw. als Kontaktperson eintragen lassen.

Vermeiden Sie:

  • Vorwürfe, Beschuldigungen, Ermahnungen
  • Verurteilungen, Wertungen
  • Bevormundung
  • Druckausübung

Fazit: Sie als Fachperson können für Young Carers eine wichtige Anlaufstelle darstellen. Dass Young Carers erkannt werden und Unterstützung erhalten, ist zu einem Grossteil engagierten Fachpersonen in den Bereichen Schule, Ausbildung, Gesundheits- und Sozialwesen zu verdanken.

In der Schule und Ausbildung
  • Hilfe und Unterstützung bei schulischen Aufgaben oder bei der Arbeit:
    • Nehmen Sie sich Zeit, um bei den Hausaufgaben zu helfen.
    • Bieten Sie Verlängerungen von Abgabefristen an, wenn Young Carers mit einem Notfall zu tun haben.
    • Zeigen Sie Verständnis, wenn Young Carers Schul- oder Arbeitsstunden versäumen, um der Familie zu helfen, und suchen Sie gemeinsam Lösungen, wie der verpasste Stoff bzw. die Arbeit nachgeholt werden kann.
    • Diskutieren Sie gemeinsam, wie Young Carers bei Bedarf während der Schul- oder Arbeitszeit mit der Familie in Verbindung bleiben können.
  • Schüler:innen sensibilisieren:
    Greifen Sie im Unterricht Themen wie Gesundheit, Krankheit und betreuende Angehörige auf, um bei den Schüler:innen ein Bewusstsein für Young Carers zu schaffen (-> Unterstützung hierbei bietet MindMatters RADIX).
    Feel-ok.ch ermöglicht die Erstellung einer Umfrage, mit welcher ermittelt werden kann, ob es unter den Schüler:innen Young Carers gibt, welche Aufgaben sie übernehmen, unter welchen Beschwerden sie leiden, ob sie Unterstützung erhalten und bestimmte Entlastungsangebote kennen. Zudem sind zwei Arbeitsblätter (inkl. Video) und das «Serious Game» Abenteuerinsel zum Thema verfügbar. 
  • Engagement für Young Carers sichtbar machen:
    Dies kann z.B. durch eine Verankerung im Leitbild sein, worin sich die Schule zu ihrem Einsatz für Young Carers äussert. Nehmen Sie das Thema im Unterricht, Newsletter, Schulmagazin auf. Machen Sie Informationen über und für Young Carers für alle zugänglich (Bibliothek etc.).
  • Entsprechende Einrichtung:
    Richten Sie eine schulpsychologische Beratung ein oder machen Sie Schulpsycholog:innen auf Young Carers aufmerksam.

Die nachfolgende Grafik zeigt Handlungsmöglichkeiten zur Unterstützung von Young Carers in der Schule. Sie stammt aus dem für den Bildungsbereich erstellten Handbuch Kinder und Jugendliche aus krankheitsbelasteten Familien.


Eine weitere Hilfestellung für die Unterstützung von Young Carers im Bildungsbereich ist das Handbuch Wenn Jugendliche sich um kranke Angehörige kümmern.
Beide Handbücher beziehen sich auf Deutschland. 

Auf der Webseite mentallyhealthyschools (auf Grossbritannien bezogen) finden sich ebenfalls wertvolle Anregungen.

Im Gesundheitsbereich
  • Aufklärung und Einbezug bei wichtigen Fragen und Entscheidungen:
    Das ist einer der wichtigsten Bedürfnisse von Young Carers. Informieren Sie Young Carers über die Krankheit der betreuten Person, über den Pflegebedarf oder darüber, was in Zukunft in diesen Bereichen zu erwarten ist. So können sie Ängste und Unsicherheiten in Bezug auf den Zustand der betreuten Person abbauen. 
  • Altersgerechte Vermittlung von Informationen:
    Begegnen, informieren und beziehen Sie Young Carers ihrem Alter entsprechend und auf Augenhöhe ein. So können sie verstehen, was vor sich geht und wie sie ihr Familienmitglied im Bedarfsfall richtig pflegen können. 
  • Ehrliche Beantwortung von Fragen:
    Antworten Sie ehrlich und offen auf Fragen von Young Carers zum Gesundheitszustand der betreuten Person, zum Pflegeplan oder zu anderen Themen. Sie möchten nicht verschont und geschützt, sondern durch Gewissheit entlastet werden und ihre Kenntnisse erweitern.
Im Sozialbereich
  • Gespräche/Beratung:
    Wenn Sie dadurch etwas über die Betreuungssituation erfahren, können Sie einschätzen, welche weitere Unterstützung notwendig ist und welche Angebote für die betroffene Person hilfreich sein können.

    Die folgende Fragenzusammenstellung kann als Orientierung für Gespräche dienen. Sie stammt von Peter Zahnd, Sozialberater am Berufsbildungszentrum Olten.

  • Jugendliche sensibilisieren (offene Jugendarbeit):
    Auf Feel-ok.ch finden Sie das "Serious Game" Abenteuerinsel, das spannende Diskussionen mit jungen Menschen zum Thema Young Carers ermöglicht. 

Eine weitere Hilfestellung für die Erkennung und Unterstützung von Young Carers bildet das Handbuch Wenn Jugendliche sich um kranke Angehörige kümmern. Es richtet sich an Fachpersonen aus dem Jugend- und Bildungsbereich (auf Deutschland bezogen).

Mit Hinweisen auf Angebote und Hilfsinstrumente
  • Get-together in Zürich/Olten, Basel und Bern
  • Diese Webseite sowie deren Suchfunktion für Unterstützungsangebote
  • Unsere Inhalte auf feel-ok.ch für ausführlichere Informationen zum Thema, Eigensensibilisierung und Förderung der Selbstidentifikation als Young Carer, Tipps zur Entlastung
  • Young-Carers-Ratgeber für ein umfassendes Bild der Thematik: Einblick in Erfahrungen von Young Carers, Reflexionen von Expert:innen, Toolbox für Young Carers (Tipps zur Entlastung, Übungen zur Resilienzstärkung, Muskelentspannung, Achtsamkeitsförderung) etc.
  • Nutzen Sie Faltblätter/Flyer, um auf das Thema und diese Webseite hinzuweisen:
In palliativen Situationen

Der nachfolgende Leitfaden beinhaltet 12 Palliativ-Beispielsituationen, mit welchen Young Carers konfrontiert sein können. Der Leitfaden soll Fachpersonen bei Empfehlungen zur Entlastung und Verweisen auf Unterstützungsangebote helfen, wenn sie mit Young Carers zu tun haben, die fortgeschritten bzw. unheilbar kranke Angehörige pflegen.


Ein grosser Teil des Inhalts auf dieser Unterseite wurde aus dem Young-Carers-Ratgeber für Fachpersonen zusammengeführt. Hier können Sie den Ratgeber (inkl. E-Book) bestellen.