Es gibt diverse Anzeichen, die auf Young Carers hinweisen können. Betroffene zu erkennen ist der erste Schritt zur Hilfe.

Young Carers erkennen...

Im Allgemeinen

Auf Anzeichen achten:
Bestimmte Äusserungen, Verhaltensweisen, Verhaltensveränderungen, Gesundheitsprobleme und schlechte schulische Leistungen können ein Anzeichen dafür sein, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zusätzliche (Betreuungs-)Verantwortung zu meistern haben.

Die nachfolgende Checkliste führt wichtige Anzeichen auf. Zu beachten ist, dass die Punkte nicht auf alle Young Carers zutreffen, zudem ist die Liste nicht als abschliessend zu verstehen. Die Liste richtet sich an das Ausbildungsfachpersonal, welches viel Zeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbringt und dadurch gewisse Anzeichen besser wahrnehmen kann. Verwendet werden kann die Liste auch von Fachpersonen ausserhalb des Schulbereichs, wenn sie durch Beobachtung oder Gespräche mit jungen Menschen oder ihren Angehörigen die Möglichkeit haben, Anzeichen zu erkennen.

Wenn mehrere Punkte der Checkliste auf eine junge Person zutreffen, sollten Sie in einem nächsten Schritt ein persönliches Gespräch mit ihr suchen; z.B.:
"Max, mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit öfter die Hausaufgaben vergisst, mit den Gedanken nicht beim Unterricht bist und zu spät im Unterricht erscheinst. Gibt es einen Grund dafür? Wie läuft es denn bei dir zu Hause?"
Klären Sie, ob es unterstützungsbedürftige Personen in der Familie oder im näheren Umfeld der jungen Person gibt, und ob sie in die Betreuung involviert ist. 

In der Schule und Ausbildung
  • Früherkennung:
    Die Einschreibung in den Kindergarten oder in die Schule bietet die Möglichkeit die sozialen Bedingungen eines Kindes zu überprüfen (z.B. negative Erfahrungen aus der Kindheit oder eventuelle Betreuungsaufgaben).
  • Ermittlung von Young Carers in der Schulklasse:
    Auf Feel-ok.ch können Sie eine Umfrage erstellen, um zu ermitteln, ob es unter den Schüler:innen Young Carers gibt, welche Aufgaben sie übernehmen, unter welchen Beschwerden sie leiden, ob sie Unterstützung erhalten und bestimmte Entlastungsangebote kennen. 
  • Auf Anzeichen achten:
    Ebenso finden Sie auf Feel-ok.ch die obige Checkliste auf den Schulkontext angepasst.
  • Young Carers mit Beschwerden:
    Die Betreuungsrolle kann körperliche und psychische Auswirkungen auf Young Carers haben und einen Behandlungsbedarf entstehen lassen, z.B. aufgrund von Rückenschmerzen vom Heben der betreuten Person, Schlafmangel, psychosomatischen Beschwerden etc. Bei Absenzen in der Schule (bedingt durch Schmerzen, Bewegungs- oder Leistungseinschränkungen, ärztliche Termine) sollten Sie als Schulperson bei Betroffenen (und ihren Eltern) nachfragen. 
  • Young Carers als Gesprächsthema:
    Vielleicht erwähnen Eltern oder andere Bezugspersonen von Schüler:innen im Gespräch mit Ihnen von selbst die (Betreuungs-)Situation zuhause. Ansonsten können Sie nachfragen, ob der oder die Schüler:in zuhause in besondere (Betreuungs-)Aufgaben involviert ist.
Im Gesundheits- und Sozialbereich
  • Anamnese/Erstgespräch mit Bezugspersonen:
    Im Gespräch mit Patient:innen und Beratungsbeanspruchenden können Sie danach fragen, ob ihr Netzwerk Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene umfasst. Falls ja, ist eine mögliche Folgefrage, ob diese in irgendeiner Form in die Betreuung involviert sind. Im Gespräch mit Bezugspersonen, deren Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene eine Beratung in Anspruch nehmen (müssen), können Sie fragen, ob diese zuhause in irgendeiner Form in besondere Aufgaben involviert sind. Fragen Sie bei Bejahung nach dem Unterstützungsbedarf der Involvierten. Dies eröffnet Ihnen die Möglichkeit, auf Angebote für junge Menschen hinzuweisen. 
  • Young Carers als Gesprächsthema:
    Vielleicht sprechen Eltern, andere Bezugspersonen oder Patient:innen von selbst über die (Betreuungs-)Situation zuhause und/oder über vorhandene Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Ansonsten können Sie direkt nachfragen, ob diese zuhause besondere (Betreuungs-)Aufgaben übernehmen.
  • Einblick in die Familiensituation:
    Gesundheits- und Sozialfachpersonen haben teilweise Einblick in innerfamiliär bewältigte oder aktuelle Krankheitssituationen und es besteht eine gewisse Vertrauensbasis. Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, die Familie auf das Thema Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Betreuungsaufgaben anzusprechen.
  • Young Carers mit Beschwerden:
    Die Betreuungsrolle kann körperliche und psychische Auswirkungen auf Young Carers haben und einen Behandlungsbedarf entstehen lassen, z.B. aufgrund von Rückenschmerzen vom Heben der betreuten Person, Schlafmangel,  psychosomatischen Beschwerden etc. Bei Arztkonsultationen oder thematisierten Beschwerden in Beratungsgesprächen sollten Sie als Gesundheits- oder Sozialfachperson bei Betroffenen (und eventuell ihren Eltern) nachfragen. 
  • Young Carers als Begleitung/Besuchende (Gesundheitsbereich):
    Oft begleiten Young Carers die betreute Person zu Behandlungs- und Kontrollterminen. Oder sie besuchen diese z.B. im Spital. Solche Gelegenheiten eignen sich, um bei Young Carers direkt nachzufragen, welche Bedürfnisse sie haben. Bei Fortschreitung der Krankheit bzw. Verschlechterung des Zustands verändern sich die Betreuungsaufgaben und möglicherweise auch die Bedürfnisse von Young Carers.
Und ihr Betreuungsausmass erfassen

Um Betreuungsaufgaben und -ausmass von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen genauer einzuschätzen und über die Zeit hinweg zu verfolgen, können die folgenden Fragebogen helfen. Diese sollten idealerweise von Betroffenen selbst, ansonsten von Ihnen zusammen mit der betroffenen Person ausgefüllt werden.

Die Originalversion des Fragebogens ist auf Englisch und bezieht sich auf Grossbritannien. 
ausführliche Beschreibung und weitere Informationen (englisch)

Dieser Fragebogen...
  • wurde nicht spezifisch für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene entwickelt, eignet sich aber für diese Zielgruppe.
  • wurde für die ärztliche Praxis entwickelt, eignet sich aber auch für Fachpersonen aus anderen Bereichen.
Und unterstützen

Wenn Sie in Gesprächen mit Eltern, anderen Bezugspersonen, Patient:innen oder Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen erfahren, dass Letztere in die Betreuung einer Person involviert sind, oder vermuten Sie dies anhand bestimmter Anzeichen, können Sie als Fachperson folgende Unterstützung bieten: 
-> zum Bereich Young Carers unterstützen


Es ist schwierig zu erkennen, was jemand durchmacht:


Ein grosser Teil des Inhalts auf dieser Unterseite wurde aus dem Young-Carers-Ratgeber für Fachpersonen zusammengeführt. Hier können Sie den Ratgeber (inkl. E-Book) bestellen.